Tandem-Predigt über Lk 9 (Okuli)

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu Jesus: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Und Werner spricht:

Da geht er. Hat sich umgedreht. Wartet nicht, ob du ihm nachgehst oder stehenbleibst.

Ist es Vertrauen in dich oder Resignation, dass er sich nicht umschaut, ob du ihm folgst?

Du siehst nur seinen Rücken. Kleiner werden am Horizont.

Ihm zu folgen lockt dich. Klar willst du Jesus folgen. Wer will das nicht!

Da ist Wahrheit. Da ist Leben.

Klar willst du Jesus folgen.

Dann müsstest du jetzt mal losgehen. Sein Rücken droht aus deinem Blickfeld zu verschwinden.

Aber vielleicht solltest du dir erst Wanderschuhe kaufen? Vorher natürlich Erfahrungsberichte im Internet lesen. Du weist: Manche Füße brauchen Meindl andere laufen lieber HanWag.

Vielleicht solltest du auch für Menschen, denen du auf deiner Wanderung begegnen wirst, vorsorglich schon mal Schuhe kaufen?

Klar willst du Jesus folgen. Aber so eine Wanderung will geplant sein. Ausrüstung braucht auch Pflege. Schuhwachs, Imprägnierung. Und was wird eigentlich mit den Lagerplätzen?

Denkmalaufsicht; Baumsachverständiger; Gefahrenabwehr; Friedhofsbaumbeschnitt; Kirchenflyer für Radtouristen; Finanzgesetz; Haushaltsplan und EKD-Statistik.

Klar willst du Jesus folgen. Der erste Schritt ist ja erfahrungsgemäß der schwerste. Kein Wunder, dass du für den ersten Schritt etwas Zeit brauchst. So eine Wanderung will geplant sein.

Oder gehst du etwa schon?

Ja: Du bist schon losgelaufen, ohne es zu merken. Hoffentlich in die richtige Richtung, denn sein Rücken ist aus deinem Blickfeld verschwunden.

Du folgst seinen Spuren: Vor dir auf dem Weg; und in dir im Herzen. Es wird reichen müssen.

Du kannst ihn nicht mehr sehen.

Aber, du bist schon losgelaufen – wie gut.

Vielleicht wird es Strecken geben, die in die Irre führen. Vielleicht wirst du auch mal umdrehen müssen.

Gönn dir die Meindl, wenn sie an deine Füße passen. Der Weg wird beschwerlich. Du wirst sie brauchen. Verschwende ruhig, wenn du verschwenden kannst. Hungern wird dich der Weg noch lehren.

Geh ihm nach! Denn das willst du doch!

Denn dieser Weg ist Wahrheit und Leben.

Vielleicht geht auch er immer noch.

Vielleicht hat er schon haltgemacht, sich umgedreht und sucht den Horizont nach dir ab.

Du bist schon losgelaufen – wie gut.

 

Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.

Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

 

Und Stefan spricht:

Der Boden hinter dir ist gezeichnet. Fast gerade Linien, dutzende Meter lang. In deinem Rücken liegt durchfurchte Oberfläche. Die Erde liegt offen da. Manchmal hat die Pflugschar schwarze, fruchtbare Erde nach oben gebracht. Manchmal scharfkantige Steine. Das Feld liegt wie verwundet, doch du weißt, dass die Krume aufgebrochen werden muss, damit auf der Brache Wachsen möglich wird. Damit es Leben geben kann, sind Risse, Furchen, Brüche nötig. Das Untere muss nach oben gekehrt, die Härten des Bodens durchbrochen werden. Du weißt: es muss in die Tiefe gehen. Fällt der Samen auf ungepflügtes Land – er wird nicht aufgehen. Und du musst weiter. Immer weiter. Die Furche, die gezogen ist, ist gezogen. Der Pflug duldet keine Korrektur. Es geht nicht, einfach umzukehren. Was getan ist, ist getan. Es gab Meter, da warst du ungenau und ungeduldig. Es gab Meter, da warst du lieblos. Und es gab Meter, da hast du mit dem Blick zurück gepflügt. Man sieht es den Furchen an. Vieles sieht nicht so aus, wie es sein sollte. Und es wird doch – möge der Himmel Segen dazu geben – Frucht bringen. Es ist dieses Vertrauen, dass dir so oft fehlt. Wo deine Gedanken an der gebrochenen Krume hängen, an den Steinen oder den schiefen Bahnen deines Pflugs. Die Erinnerung schiebt sich vor deine Augen, dein Blick wird unklar für das, was ist und das, was kommt. Du trauerst und bedauerst die Unachtsamkeit der vergangenen Meter und wirst dabei unachtsam. Du stimmst ein Lamento an über das Schiefe und eilig durch den Boden Gezogene und ziehst wieder schief und eilig. Du klagst über die Fehler hinter deinem Rücken und fehlst bei jedem neuen Schritt. Und du musst weiter. Immer weiter. Die Furche, die gezogen ist, ist gezogen. Du wirst es nicht mehr ändern können. Sieh dich nicht um. Vertraue dem, was hinter dir liegt, denn es gibt deinem Pflug die Richtung vor. Dieses Wissen muss reichen. Du weißt, dass du gut bist, wenn du aufrecht in den Zeiten stehst: Dem vertrauend, was hinter dir liegt. Das mutig in den Blick nehmend, was kommt. Und ganz da zu sein, wo du hingehörst – ins Jetzt.

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